QUALITÄTSSICHERUNG
Wohl jeder Textschaffende hat schon einmal QA-Tools zur Qualitätssicherung verwendet. Im einfachsten Fall wurde die automatische Rechtschreibprüfung eines Textverarbeitungsprogramms oder DTP-Tools gestartet, um Tipp- und Rechtschreibfehler, Interpunktionsfehler, Wortverdoppelungen oder sonstige Inkonsistenzen zu korrigieren, die jedem noch so erfahrenen Autor unterlaufen können. Manche Systeme beherrschen sogar die Grammatik, machen stilistische Verbesserungsvorschläge oder schlagen Alarm, wenn so genannte „Tabuwörter“ im Text vorkommen. Solche Kontrollen dienen der Qualitätssicherung, sollen also gewährleisten, dass der Text gut lesbar beim Adressaten ankommt.
Gemessen an dem Aufwand, den professionelle Übersetzer zur Qualitätssicherung ihrer Resultate betreiben, stellen solche Tools jedoch nur das erste Glied in einer langen Kette von Prüfverfahren dar. Übersetzer verwenden hierfür spezielle QA-Tools, die weit mehr sprachliche und formale Kriterien erfassen können als eine bloße Rechtschreib- und Grammatikprüfung. Denn was die Prüfung einer Übersetzung kompliziert macht, ist die Tatsache, dass der Zieltext auch in Relation zum Quelltext konsistent sein muss. Daher umfasst die elektronische Qualitätsprüfung einer Übersetzung unter anderem folgende Kriterien:
Rechtschreibung
Satzzeichen
Gibt es doppelte Leerzeichen? Entsprechen die Satzzeichen den typografischen Konventionen der Zielsprache? Gibt es unzulässige Verdoppelungen? Fehlen Klammern?
Stil und Stimmigkeit
Ist die Übersetzung gut lesbar? Übersetzungen sind gut, wenn sie nichts Befremdliches oder Verwirrendes an sich haben!
Terminologie
Marken und Eigennamen
Wurden geschützte Marken entsprechend gekennzeichnet und entspricht die Schreibweise von Marken und Eigennamen exakt den Vorgaben für das Land, in dem die Übersetzung verwendet werden soll?
Zahlen
Zahlenformate
Viele-zu-eins-Relationen
Eins-zu-viele-Relationen
Zeichen- und Absatzformate
Textlänge
Dokumentstruktur
Die meisten Übersetzungsumgebungen (CAT-Tools) enthalten integrierte QA-Tools, die viele dieser Kriterien prüfen können. Es gibt auch eigenständige QA-Tools, die speziell für Übersetzungsprozesse entwickelt wurden. Man bezeichnet sie auch als Translation Quality Tools (TQT) oder Quality Assurance Tools (QAT). Beispiele hierfür sind XBench, QA Distiller und Verifika. Im Jahr 2014 wurde eine vergleichende wissenschaftliche Untersuchung zur „Qualität der Qualitätssicherung“ anhand solcher Tools durchgeführt, die interessante Ergebnisse erbrachte. Trotz der vielen Möglichkeiten, die moderne TQTs heutzutage bieten, vermag keines davon die Qualität der Übersetzung im Sinne ihrer inhaltlichen Schlüssigkeit und ihrer Wirkung auf den Leser zu messen.
Daher schließen sich an die elektronische Prüfung der Übersetzung nach formalen und sprachlichen Kriterien mindestens zwei Revisionen durch Lektoren aus Fleisch und Blut an: eine Eigenrevision durch den Übersetzer selbst und eine Revision durch einen zweiten muttersprachlichen Übersetzer. Damit wäre die Vorgabe nach der maßgeblichen Norm DIN EN ISO 17100 eigentlich schon erfüllt. Bei schwierigeren Fachtexten wird aber nicht selten auch eine fachliche Revision zur Sicherung der Qualität durchgeführt. Denn insbesondere medizinische Fachübersetzer wissen, dass es vom Sprach- zum Kunstfehler oftmals nur ein kurzer Weg ist.